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Die JUSO verursacht Hunger in Afrika!

Sie mussten den Titel zweimal lesen? Ja, normalerweise werden die Bürgerlichen als Gauner, Kapitalisten und Mörder von tausenden Kindern in Afrika beschimpft. Wenn man jedoch genauer hinsieht, zielt die Volksinitiative der Jungsozialisten «Spekulationsstopp Initiative» genau in diese Richtung. Wieso?

Zuerst komme ich kurz auf die Initiative und deren Inhalt zurück. Die VI der JUSO will den so genannten Spekulanten (resp. Banken und Unternehmungen) den Handel von Futures an Terminmärkten verbieten. Private sowie Unternehmungen, welche diese Geschäfte aus Absicherungsgründe tätigen, wären von dem Verbot ausgenommen. Mit der polemischen Aussage «Keine Spekulation über Hunger» sammeln die linken Kollegen fleissig Unterschriften. Dabei wird jedoch vergessen, dass sie alles nur noch schlimmer machen.

Kommen wir auf die Preisbildung auf den Terminmärkten zu sprechen. Grundsätzlich bildet sich ein Preis von einem Future nach dem Grundsatz von Angebot und Nachfrage. Desto mehr Nachfrage, desto höher der Preis, so denkt man. Jedoch gibt es eine enorm wichtige Relation zwischen Spot- und Terminpreis. Die Rohstoffe werden am Spotmarkt gehandelt. Dort findet wiederum eine Preisbildung nach Angebot und Nachfrage statt. Der Preis von einem Future wird von dem Spotpreis abgeleitet, in dem man den risikolosen Zinssatz und die Lagerungskosten berücksichtigt. Somit folgt der Futurepreis dem Spotpreis. So bald Turbulenzen auf dem Futuremarkt herrschen und der Futurepreis nicht mehr nachvollziehbar ist, wäre Arbitrage möglich (man könnte risikolos einen Gewinn machen, in dem man beispielsweise den zu teuren Future verkauft und mit dem Geld den zu billigen Rohstoff am Spotmarkt kauft). So bald Arbitrage herrscht, steigen jedoch Programmtrader in den Markt ein, welche diese Situation ausnützen wollen. Somit dauert es wenige Sekunden, bis die Ausnahmesituation behoben wird und der Futurepreis wieder dem Spotpreis folgt. So gilt, dass die Preisbildung am Spotmarkt den Futuremarkt beeinflusst.

Also müssen wir beim Spotmarkt suchen, wieso die Preise (egal ob am Spot- oder am Futuremarkt) von Rohstoffen gestiegen sind. Hierfür gibt es einfache Erklärungen. Durch den steigenden Wohlstand in den Entwicklungsländern stieg die Nachfrage nach Nahrungsmittel ständig. Zudem werden auch Rohstoffe zur Erzeugung von Energie immer mehr benutzt. Dieser Nachfrageboom trieb die Preise an. Auf der anderen Seite erleben wir immer mehr Dürren und Umweltkatastrophen, welche auf die Angebotsseite einen Einfluss haben und die Preise wiederum steigern.

Die JUSO sieht diesen Punkt auch, sagt jedoch, dass der Futuremarkt den Preis trotzdem antreibt. So wird damit argumentiert, dass die «long-only» Zertifikate von Banken immer mehr Geldzuflüsse in den letzten Jahren hatten (was auch stimmt). Kurz eine Bemerkung zu diesen Zertifikaten: Der Käufer gewinnt, wenn die Rohstoffpreise steigen, und er verliert, wenn die Preise sinken. «long» bedeutet, dass man sich das Recht kauft, einen gewissen Rohstoff an einem im Vorhinein abgemachten Termin zu kaufen. «short» bedeutet genau das Gegenteil, also dass man ein Rohstoff verkaufen muss.

Unsere lieben Jungsozialisten sehen nur die eine Seite, also nur «alle gehen in ein long-Zertifikat, also steigt der Preis». Es wird jedoch etwas Essentielles vergessen: Überall, wo ein Anleger eine «long» Position eingeht, wird auch eine «short» Position eingegangen. Das bedeutet: Pro Person, welche auf steigende Kurse setzt, gibt es auch jemand, der auf sinkende Kurse setzt. Es gleicht sich somit aus und hat keine Relevanz auf die Preisbildung.

Viele sagen nun, dass der ganze Terminmarkt ethisch nicht in Ordnung ist. Nun zu dem positiven Effekt von einem Terminmarkt. Allgemein gilt: Desto tiefer und transparenter ein Markt, desto weniger schwankungsanfällig (Volatilität) ist er. Ein Rohstoff, der auch über Terminmärkte gehandelt wird, ist durchaus mehr gegen Schwankungen resistent als der ohne Terminmarkt (Vergleiche Zwiebeln (in der USA Terminhandel verboten) mit Öl (Terminhandel erlaubt)).

Zudem hat der Bauer in Ghana keine Chance, direkt auf den Schweizer Produzent loszugehen, um ein Terminvertrag abzuschliessen. Für das fehlt dem Bauer das Netzwerk sowie finanzielle Know-how. Bis jetzt kann er aber an einer standardisierten Terminbörse sich gegen Ernteausfälle und Preisschwankungen absichern.

Um die Situation in Afrika zu verbessern, sind liberale Lösungen gefragt:

  • Es soll der freie Warenhandel gefördert werden, indem man Im- und Exportzölle abschafft.
  • Die Schweiz soll aufhören, die Landwirtschaft zu subventionieren und somit die Preise zu beeinflussen.
  • Die Entwicklungshilfe, welche mehrere Milliarden CHF pro Jahr betragt, soll per sofort abgeschafft werden. Diese finanziellen Spritzen zementieren die diktatorischen Staaten und fliessen direkt in die Taschen der korrupten Politiker. Die Regierung hat nämlich zwei Möglichkeiten, an Geld zu kommen. 1) Sie empfangen Geld von aussen und schauen, dass sich der Zustand nicht viel verbessert, da es sonst kein Geld mehr gibt oder 2) Sie schöpfen Geld in Form von Steuern von ihrer Bevölkerung ab. Um jedoch Steuern abzuschöpfen, muss die Regierung Bürokratie abschaffen und Produktivität ermöglichen. Mehr dazu im Joiz Auftritt von meinem Kollegen Roger Biber.

Wir sollen somit Verantwortung übernehmen und den Staaten in Afrika helfen, Institutionen aufzubauen. Die Initiative der JUSO fördert jedoch Preisschwankungen und erschwert es den Bauern, sich abzusichern. Sie schadet dem Volk in Afrika und ist völlig kontraproduktiv!

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